Eine Schülerin steigt die Treppen einer Schule hinab; sie blickt den Betrachter nachdenklich an

Das Problem der Schulvermeidung erkennen und die richtigen Maßnahmen ergreifen

Schon aus geringen Fehlzeiten kann sich schulvermeidendes Verhalten entwickeln. Den Gründen für eine Schulvermeidung nachzugehen und die Schwierigkeiten zu lösen, ist wichtig.

Hinter Schulabsentismus können sich viele ungelöste Konflikte verbergen wie individuelle, familiäre, soziale oder schulische Probleme. Kinder und Jugendliche, die sich der Schule entziehen, tun dies niemals grundlos.

Schulvermeidendes Verhalten

Schulvermeidung kann sich in verschiedenen Ausprägungen zeigen. Viele dieser Verhaltensweisen sind aus dem täglichen Unterrichtsgeschehen bekannt, werden aber selten als Hinweise auf schulvermeidendes Verhalten gedeutet wie etwa:

  • Fehlzeiten (Verspätungen, unentschuldigtes Fehlen, häufiges oder zweifelhaft entschuldigtes Fehlen sowie zweifelhafte Arztbesuche),
  • ein deutlicher Leistungsabfall,
  • ein auffällig passives Verhalten (Träumen, Abschalten oder häufiges Aufsuchen der Toilette),
  • ein Aufmerksamkeit erheischendes Verhalten (Wechseln des Sitzplatzes, Herumlaufen, provokantes Benehmen),
  • ein abweichendes Sozialverhalten (Herbeiführen von Sachbeschädigungen, Belügen der Lehrkräfte) oder
  • eine mangelnde Integration in den Klassenverband.

Solche Verhaltensweisen können Vorboten einer beginnenden inneren Verabschiedung vom Unterricht sein und sollten unter diesem Gesichtspunkt betrachtet werden. Es ist wichtig, schnell und frühzeitig zu intervenieren, um eine Verfestigung durch Selbstverstärkung zu verhindern.

Prävention

Um Schulabsentismus langfristig und wirkungsvoll zu reduzieren, sind präventive Maßnahmen sinnvoll wie zum Beispiel:

  • die Entwicklung eines guten Lernklimas und eines respektvollen Miteinanders,
  • Maßnahmen zur Steigerung des Wohlbefindens aller an Schule Beteiligten,
  • die Pflege tragfähiger Beziehungen zu den Schülerinnen und Schülern,
  • die Erfassung und systematische Dokumentation von Fehlzeiten,
  • Absprachen und Abläufe zum verbindlichen Umgang mit Fehlzeiten,
  • das Erkennen von frühen Warnzeichen und zeitnahes Eingreifen sowie
  • eine Sensibilität im Umgang mit der Problematik.

Die Verantwortung für die Überwachung der Schulpflicht liegt bei der Schule. Schulen sollten über ein schuleigenes Absentismuskonzept verfügen, in dem unter anderem Maßnahmen zur Prävention, der Umgang mit Fehlzeiten und Interventionsansätze beschrieben werden.
 

Erfassung von Fehlzeiten 

Eine Erfassung der anfallenden Fehlzeiten durch die Schulen ist hilfreich. Schulen steht hierfür eine Excel-Datei zur Verfügung, die einen Überblick über die monatlichen Fehlzeiten ermöglicht und die Gesamtfehlzeiten im Schulhalbjahr darstellt.

Die nachfolgende Excel-Datei erstellt automatisch eine Übersicht im Schulhalbjahr, sodass sich Periodizität und Ballungen von Fehlzeiten auf einen Blick erkennen lassen. Die Übersicht kann auch bei Elterngesprächen oder Klassenkonferenzen genutzt werden. Zudem kann die aus der Excel-Datei heraus erstellte Fehlzeiten-Übersicht anstelle der üblichen Halbjahresübersicht in das Klassenbuch eingefügt werden.

Möglichkeiten der Intervention

Gute Chancen für ein pädagogisches Handeln bei Schulvermeidung bestehen, wenn die Schulvermeidung vorrangig schulische Gründe hat und die Schulvermeidung als eine klare Reaktion auf ein abgrenzbares Problem deutbar ist. Eine in der Klasse herrschende positive Einstellung zum Schulbesuch und gute soziale Beziehungen wirken sich ebenso günstig aus wie Eltern, welche die Schulvermeidung als Problem erleben.

Schwieriger wird es, wenn bei verfestigter Schuldistanzierung Schwänzen nicht als Reaktion auf eine konkrete Situation gedeutet werden kann, sondern als resignative Einstellung auftritt, bei der dem Jugendlichen „alles egal“ ist. Auch ein familiärer Hintergrund, der das Verhalten des Kindes nicht sanktioniert, oder Angst vor erneuten Misserfolgen wirken sich ungünstig aus. 

Handlungsschritte

Bei drohendem oder eingetretenem Schulabsentismus sind folgende Schritte notwendig:

Grundlage aller Maßnahmen ist die Verpflichtung der Lehrkräfte, die Fehlzeiten zu beobachten und systematisch zu dokumentieren. Durch das Wissen um Frequenz und Muster in den Fehlzeiten wird es möglich, die Motive der Schülerin oder des Schülers besser zu verstehen. 

Im Dialog mit den Beteiligten sind Ursachen zu recherchieren und aufrechterhaltende Bedingungen zu hinterfragen. Wichtig ist die Zusammenarbeit von Elternhaus und Schule, die nur in Kooperation miteinander zu einer Lösung beitragen können. Dabei ist es notwendig, die Gespräche mit den Beteiligten gut vorzubereiten und zu strukturieren.

Der Schulbesuch sollte so schnell wie möglich wieder erfolgen, da erfahrungsgemäß die Wiedereingliederung umso schwieriger wird, je länger der Zustand der Schulvermeidung andauert. Dabei muss die Attraktivität des Schulbesuchs erhöht werden (zum Beispiel durch ein Ermöglichen von Erfolgserlebnissen oder eine ansprechende Unterrichtsgestaltung) und die positiven Effekte der Schulvermeidung müssen reduziert werden (etwa durch einen kontrollierten Zugang zu Medien). Einflüsse durch Gleichaltrige sollten ebenso berücksichtigt werden wie mögliche psychische Erkrankungen. Ursachen und Interventionen müssen eng aufeinander abgestimmt werden. 

Maßnahmen der Schule 

Die Schule sollte zügig und angemessen auf erste Anzeichen reagieren, um einem Misslingen von Schülerbiografien entgegenzuwirken. Rahmensetzende Maßnahmen wie das Einleiten eines Ordnungswidrigkeitsverfahrens und das Verhängen von Bußgeldern sollten erst zum Tragen kommen, wenn andere pädagogische Maßnahmen nicht gegriffen haben.

Handreichung für Schulen 

Beim Hessischen Ministerium für Kultus, Bildung und Chancen finden Schulen eine hilfreiche Handreichung, die über die Hintergründe von Schulabsentismus informiert und Handlungsideen vorstellt. Es wird zum Beispiel beschrieben, wie mit Fehlzeiten umgegangen werden kann oder wie Gespräche mit Betroffenen und ihren Eltern vorbereitet und durchgeführt werden. Im Anhang der Handreichung befinden sich Arbeitsmaterialien wie Checklisten, Handlungsleitfäden und Dokumentationsbögen. 

Aufgeschlagene Hefte

Handreichung für Schulen

Umgang mit Schulabsentismus

Die Handreichung für Schulen bietet praxisnahe Hilfestellungen, um Schulabsentismus erfolgreich entgegenzuwirken.

Beratungsangebot der Schulpsychologie 

Beratend stehen Schulen die Schulpsychologinnen und Schulpsychologen an den Staatlichen Schulämtern zur Verfügung. Sie bieten Schulen Unterstützung bei der Entwicklung präventiver Maßnahmen und bei der Konzeptentwicklung an – im Rahmen eines pädagogischen Tages, durch schulinterne oder schulübergreifende Beratungsangebote oder durch Supervision und kollegiale Fallberatung. 

Für eine Einzelfallberatung können sich Eltern an den für ihre Schule zuständige Person der Schulpsychologie wenden. Die Kontaktdaten finden Sie bei Ihrem Staatlichen Schulamt. 

Die verschiedenen Ursachen und Bedingungen müssen in jedem Fall individuell geprüft werden, um zielgerichtet zeitnah eingreifen zu können. Die Schule und die Erziehungsberechtigten können sich beraten lassen, wobei das Vorgehen und die Art der Unterstützung vom jeweiligen Einzelfall abhängig ist.

Schulpsychologie

Ein Schüler im Beratungsgespräch

Beratung und Prävention

Schulpsychologische Beratung und Prävention

Die Schulpsychologinnen und Schulpsychologen der Staatlichen Schulämter bieten Schulen, Lehrkräften, Eltern sowie Schülerinnen und Schülern ein vielfältiges Beratungsspektrum an.